Safari 2008

Daedalus, Rocky und Zabargad
15 Jahre Aquarius Rosenstein, Tauchsafari vom 29. Mai – 05. Juni 2008. Für solch ein Jubiläum was er wieder einmal Zeit, den Vereinsmitgliedern ein Highlight anzubieten.  Schnell war man sich einig, dass es eine Tauchsafari in den Süden Ägyptens werden sollte. Bereits ein Jahr vorher liefen die ersten Schiffssondierungen und die Ausschau nach einer tollen Route. Was herauskam, konnte sich sehen lassen. Die Auswahl des Schiffes fiel auf die Heaven Harmony. Für die Route entschieden wir uns auf die Marinepark – Tour, die Daedalus, Rocky und Zabargad beinhaltet. In Taucherkreisen sind das bekannte Highlights im Roten Meer. Die gesamte Tour umfasste eine Fahrstrecke von 750 km.
Das Schiff wurde als Vollcharter und auch die Flüge selbst gebucht, um den Mitgliedern eine kostengünstige und erschwingliche Urlaubswoche anbieten zu können. 17 Taucherrinnen und Taucher wollten sich diesen Leckerbissen dann doch nicht entgehen lassen. So starteten wir am Abend des 29.05.08 von Stuttgart mit der Condor nach Marsa Alam. Dort angekommen, zeigte sich, dass die Schiffsbuchung mit Transfer bei Wiro – Dive eine gute Wahl war. Ein Mitarbeiter des Heaven – Unternehmens wartete bereits auf uns, erledigte die Formalitäten mit Visum und Einreise, brachte uns zum Bus, der eigens nur für uns war.
Nach 15 minütigem Transfer standen wir vor unserem Schiff, der Heaven Harmony, die im Hafen von Ras Ghalib mit all den anderen Schiffen der Heaven – Flotte da lag. An Bord wurden wir von Tina, unserer Tourguidin für die nächste Woche, empfangen. Nach einer kurzen Vorstellung der Besatzung und des Personals, wurde das Schiff und dessen Eigenheiten an Bord erklärt. Die Kabinenaufteilung wurde noch kurz gemacht, das Gepäck verstaut und gleich darauf saßen wir auch schon am Tisch zum Essen.
Was hier aufgetischt wurde, war eine Augenweide. Steaks mit allerlei Beilagen. Vom Feisten, wie es ein deutsches Steakhaus nicht besser machen  könnte. Uns das sollte die ganze Woche so anhalten. Mit reichlich vollem Magen ging es aufs Oberdeck, um sich noch einen kleinen Schlaftrunk einzuflößen. Ein paar nimmermüden meinten, sie müssten am Hafen noch ein wenig “flanieren“ und gleich Souvenirs einkaufen. Wer weiß, wann wir wieder an Land sind. Der nächste Morgen begann, wie der Vorherige aufhörte. Essen, essen, essen. Ein reich gedeckter Frühstückstisch erwartete uns. Hier hätte jeder gerne mehr gegessen, wenn nicht danach das Tauchen gewesen wäre. Im Anschluss kamen wir noch Besuch vom Hafenmeister, der die Auslaufgenehmigung erteilt, die Leinen wurden abgelegt und es ging aus dem Hafen zum nahe gelegenen ersten Tauchspot Abu Dabab 2 und 3.
Bei der Ausfahrt aus Port Galib, einem künstlichen Hafen, der seine zukünftigen Ausmaße nur erahnen lässt, sahen wir auch die anderen namhaften Safarischiffe, die alle dabei waren, so nach und nach ihren Liegeplatz zu verlassen. Ebenso ging es vorbei an Privatjachten von Ölscheichs, gegen deren Schiffe alle anderen wie Spielzeuge wirkten. Am Spot angekommen, machten wir auch schon unseren ersten Tauchgang. Bei Tiefen um die 15 Meter konnte ein jeder Blei checken und auch gleich die ersten Versuche, die Dekoboje zu setzen, üben. Auch der zweite Tauchgang bei Abu Dabab 1 verlief ähnlich. Auch hier gab es schon schöne Korallengärten, Schnecken und Oktopusse zu sehen.
Nach dem anschließenden Abendessen ging es auf die 6-stündige Fahrt zum Daedalus-Riff. Die Überfahrt verbrachten manche mit schlafen, andere beim Bierchen. Wiederum andere unternahmen überhaupt nichts, da ihnen etwas flau im Magen war. Einer meinte sogar, er müsse sich alles nochmals durch den Kopf gehen lassen. Und so wurde Tüte um Tüte gefüllt. Die Fische werden es ihm danken. Ziemlich genau um Mitternacht trafen wir dann an Abu Kizan, der arabische Namen für dieses Riff, ein und das Schiff wurde für die Nacht festgemacht. Dieses spektakuläre Riff, mitten im Roten Meer, welches aus 500 Meter Tiefe bis fast an die Wasseroberfläche reicht, ist mit einem Leuchtturm gekrönt, der noch bewohnt ist. Ziemlich schnell war es auch auf dem Deck ruhig geworden, denn am nächsten Tag war Early morning angesagt.
Mit einem netten “Guten morgen, Aufstehen, es ist 6 Uhr“, weckte Tina jeden Kojenbewohner in akzentfreiem Hochdeutsch. 6.30 Uhr war dann auch jeder im Wasser. Mit den Zodiaks ging’s raus, um an der Nord-Ostseite zu tauchen. Auf Grund der größeren Tiefen und bis zu 50 Meter abfallende Steilwände, müsste eigentlich jeder wach geworden sein. Spätestens als aber eine Schule Hammerhaie vor uns auftauchte, kamen einzelne aus dem gestikulieren nicht mehr heraus. Für einige war dies doch die erste Haibegegnung. Aber auch Barakudas und riesige Salatkorallen wurden gesichtet. Zurück auf dem Boot, dachte der Eine oder Andere, er hört nicht richtig. Da stand Aiman auf dem Taucherdeck und fragte jeden Einzelnen, wie und wie viel Eier er gerne zum Frühstück möchte. Gleichzeitig gab´s für jeden von Karim noch ein Glas Orangensaft. Diesen gab es, wie sich anschließend herausstellte, nach jedem Tauchgang. Auch der Bademantel in zartem hellblau (nicht jedermanns Sache) hing immer griffbereit am Haken. Der zweite und dritte Tauchgang verlief ebenso spektakulär. Diesmal wurde die Ost-Nord und die Südostroute gewählt. Hammerhaie, Weißspitzenhaie, Napoleons und Thunfische waren unsere ständigen Begleiter. Beim vierten Tauchgang an diesem Tag, es war ½ 6, denn Nachttauchgänge sind dort nicht erlaubt, zeigte uns dieses Riff, was man bis jetzt nur gelesen hatte. Verdammt heftige Strömung. Also nichts wie raus mit dem Zodiak, ab ins Wasser und sich in West – Südrichtung treiben lassen. Wichtig ist dabei, sich möglichst nach am Riff zu halten, um nicht abgetrieben zu werden. Ist die Luft verbraucht, wird die Dekoboje gesetzt, wohl dem der geübt hatte, und lässt sich vom Zodiak wieder abholen. Auch hier waren wieder Haifische, Napoleons und Barakudas unterwegs. Am Ankerplatz wurde noch zu Abend gegessen, um im Anschluss auf die gewaltige Reise von 10 Stunden nach Rocky Island zu gehen. Da ja einige am frühen Abend schon eingebrochen sind und sich frühzeitig aufs Ohr gehauen haben, konnten wir gleich nach Ankunft schon wieder zum Early morning gehen.
Dieses Areal beeindruckt vor allem durch seinen artenreichen Korallenbewuchs und eine abwechslungsreiche Fischfauna. Dass Barakudas, schon lästige Napoleons, Thunfische, Oktopusse und viele andere Fischarten ständige Begleiter waren, konnte man dort, natürlich immer mit Stömung, bei zwei Tauchgängen erfahren. Selbst ein aufdringlicher “Schiffshalter“ machte sich 15 Minuten an einem Taucher zu schaffen. Durch massive Gegenwehr konnte ein andocken verhindert werden. Einige erzählten sogar, sie hätten (weil sie sich vertauchten) einen Manta gesehen. Dieses wurde dann auch mit Bildern bestätigt und etwas neidisch begutachtet.
Tauchen macht hungrig, so der Slogan im Taucherjargon, konnte beim anschließenden Mittagessen beobachtet werden. Da die Küche bei Heaven wirklich fabelhaftes zaubert, konnte sich kaum einer zurückhalten. Für die nächsten zwei Tauchgänge verlegten wir den Ankerplatz zur nahegelegenen Insel Zabargad, um nach dem Nachmittagstauchgang rechtzeitig zum Kaffe zurück zu sein. Zabargad ist eine dreiecksförmige Insel, deren Spitze 235 Meter, aus dem Meer herausragt. Wunderschöne Korallengärten, Fische, die eine gute Sicht verhinderten, Schnecken  und zahlreiche Kraken machten diesen Tauchgang zum Erlebnis. Gegen 20 Uhr ging’s dann nochmals ins Wasser, um diesen Platz auch bei Nacht zu inspizieren. Schildkröten, spanische Tänzerinnen (Schnecken) und allerlei Krebse und Garnelen bekamen die Taucher vor die Maske, was nach dem Ausstieg ein breites Grinsen in jedem Gesicht verursachte.
Eigentlicher Ablauf wäre jetzt das Abendessen und anschließend gemütliches Beisammensein auf dem Oberdeck. Doch was diese Stickstoffgeschädigten vollzogen, war reif fürs Altenheim. In der Unterhaltung brachen junge Kerle ein und schliefen oder machten sich vorher schon aus dem Staub und verschwanden in die Koje. Hut ab an dieser Stelle vor dem "Muppet" – Tauchteam Walldorf und Stadler alias Hermann und Georg. Diese zwei Senioren machten es den Jungspunden einige Male vor, was Aushaltevermögen ist.
Am nächsten morgen lag das Schiff dann schon wieder vor Shaab Maksour, in der Nähe des Festlandes, aber immer noch 200 km vom Ausgangspunkt entfernt. Auch hier zogen die großen Lippfische ihre Bahnen und auch einige Muränen waren unterwegs. Weniger toll war, selbst bei einem Morgentauchgang, die große Anzahl von Tauchern. Von den stark zerklüfteten, uralten Steinkorallengärten, in allen erdenklichen Farben und Formen, Einbuchtungen, Torbögen und kleinen Höhlen, bewohnt von einer großen Anzahl von Glasfischen, ließ sich die Tauchgruppe in eindrucksvoller Weise faszinieren.
Für den nächsten Spot verlegte unser Kapitän das Schiff nach Abu Galawa ins Soraya-Gebiet. Die Briefings von Tina waren immer kurz und prägnant und vor allem wurden diese jetzt in schwäbisch abgehalten. Es stellte sich nämlich heraus, dass sie aus Nürtingen kommt und dem Schwäbischen mächtig ist. Und so fühlten sich die Urschwaben auf der Harmony noch wohler. Und wie Tina alles beschrieben hatte, fanden sich hier herrliche Kanäle, Lagunen mit Korallenblöcken, in denen sich einige Oktopusse befanden, die sich geduldig in Pose stellten, um auch vom Letzten der Gruppe noch fotografieren zu lassen. Ein altes Segelschiffwrack rundete die sagenhafte Unterwasserlandschaft Vollends ab.
Sheleniat, Shaab Sharm und Habili Rhadir sind Namen, die der Gruppe auch später noch in guter Erinnerung bleiben werden. Denn von Feder- oder Fuchsschwanzrochen, Schildkröten, Kartoffelzackenbarsch, atemberaubenden Drop offs sowie einzigartigen Leder – und Weichkorallen, bis hin zu Delfinen (leider nur an der Oberfläche), Adlerrochen und Garnelen war alles in den Logbüchern wiederzufinden. Aber auch Deppen, das sin Tauchanfänger mit super Equipment und Profiausstattung an Filmkameras. Tauchen und Tarieren, das sind Fremdwörter für diese “Heinis“. Ein gutes Objekt vor die Kamera, um jeden Preis. So pflügen diese Unterwasserrabauken durch die Meere.
Am vorletzten Tag wurde dann noch kurzfristig eine Kursänderung vorgenommen und das Safarischiff legte am sagenhaften, berühmt – berüchtigten Elphinestone – Riff an. Es liegt mitten im offenen Meer, ist 700 Meter lang und 50 – 60 Meter breit und besitzt weder Leuchtfeuer noch Ankerbojen. Von der ersten Minute an war jedem klar, dass dieser Abstecher sich lohnte. Denn schon vom Boot aus sahen die Taucher einen Hai ums Boot kreisen. Jetzt wurde aus der Gruppe ein wilder Haufen. Jeder musste sofort ins Wasser. Einer hatte es so eilig, dass er ohne Flossen rein sprang, diese aber gleich nachreichen ließ. Hätte er aber nicht brauchen, denn genau jener, mit samt seiner Bergleiterin, hingen an der Dekoleine, um dieses Haierlebnis zu genießen. Alle anderen sprangen natürlich hinterher. Es war wie im Whirlpool. Was man sehen konnte, war ein Ozeanischer Weißspitzenhochseehai, auch Longimanus genannt. Als eine der größten Arten ist dieser Hai leicht an seinen gerundeten Rücken – und Brustflossen, die alle weiße Enden haben, zu erkennen. Er ist in der Hierarchie der Haie die Nummer 1 und soll einer der vier für den Menschen gefährlichsten Haie sein. Vorfälle über Angriffe sind aber nicht bekannt oder belegt.
Und so zog auch “unser Hai“ elegant seine Bahnen, immer in Begleitung von Pilotmakrelen, bis ihm das Spektakel zu viel wurde und in den Weiten des Roten Meeres verschwand. So konnte die Gruppe dann endlich auch ihren Tauchgang fortsetzen, ja eigentlich erst beginnen. Außer den Zweien am Seil. Die hingen immer noch. Die Gefährlichkeit des Riffs liegt eigentlich an den steil abfallenden Ost – und Westseiten, die fast immer von starker Strömung umspült werden. Eigentlich werden die Taucher an einer der außenliegenden Spitzen abgesetzt, immer in Strömungsrichtung getaucht und nach dem Auftauchen von den Booten wieder eingesammelt. Dass dieses einsammeln schon öfters schief ging, die Taucher nicht auffindbar waren, vermutlich abgetrieben wurden und tödlich endeten, ist in vielen Tauchforen nachzulesen. Doch wenn Aquarius reist, braucht sich keiner Gedanken machen. Es konnte nach Lust und Laune in alle Richtungen sowie auf dem Plateau getaucht werden. Die Steilabfälle in die Tiefsee, die das Riff umgeben, empfindet man teilweise als schwindelerregend. Ruhige See und keine Strömung. So machte dieser Tauchgang noch mehr Freude. Und als die Gruppe dann wieder Richtung Boot tauchten – was bekamen sie da vor die Augen? Nein, keinen Hai. Der kommt später. Da hingen die Zwei immer noch an der Dekoleine. 1 Std. (EINE STUNDE) war vergangen. Das ist Faszination. Jetzt sahen auch die Anderen, der “Longi“ war wieder oder immer noch da. Anmutig zog er seine Kreise um und unterm Boot. Jetzt hatte er Zeit für uns. Es konnten Filme und Bilder in aller Ruhe gemacht werden. Er kam zwar bedrohlich nahe, doch nach Angriff sah dies nicht aus. Erst als der Hai von einem Nachbarboot aus angefüttert wurde, bekamen manche doch kalte Füße. So etwas sollte einfach unterlassen werden, da die Fische ihre Essgewohnheiten ändern und in ihrer Freßextase alles angreifen können. Die Fahrt Richtung Land wurde gleich anschließend angetreten, um am nächsten Tag noch Shaab Shouna und Marsa Mubarak betauchen zu können. Adlerrochen, Scherengarnelen, Drachenköpfe, Seeaale, Turtles, Krokofische, weiße Muränen, große Kugelfische, die Liste könnte endlos verlängert werden, wurden auch hier gesichtet. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Tauchgänge 70 und mehr Minuten dauerten. Nach 3 Tauchgängen an diesem Tag war dieser und auch die Safari zu Ende. Das Equipment wurde gespült und auf dem Deck an jedem freien Platz aufgehängt.
So, es muss ausgesehen haben wie ein Hausboot voll Flüchtlingen, liefen wir wieder in den Hafen von Ras Ghalib ein. Am Abend gab es dann noch eine Altersheimparty. Auch hier schwächelten die Jüngsten wieder und die “Alten“ machten ihre Fete selbst. Stickstoff, auch als Nitrox eingeatmet, ist kein Allheilmittel gegen Weicheierei.
Am darauffolgenden Tag wurden die Rucksäcke wieder gepackt, ordentlich gefrühstückt um danach per Zodiak in ein nahegelegenes Hotel gefahren zu werden. Dort konnte die gesamte Truppe den Tag über relaxen, sich von den Tauchstrapazen und den “unendlich langen Partynächten“ erholen, bis es dann zum International Airport Marsa Alam ging, um pünktlich um 19.30 Uhr Richtung Stuttgart starten zu können.
Fazit dieser fantastischen Woche war, dass wir eine hervorragende Wahl des Schiffes getroffen hatten, das mit Essen, Komfort und auch den Angestellten und ihrem unermüdlichen Einsatz eigentlich nicht zu übertreffen ist. Mit Condor konnte man nicht schimpfen – auch sie war gut und pünktlich. Unser Guide Tina war sehr kompetent und ortskundig. Dass sie Schwabe ist, war ein netter Zufall. Ein großes Lob geht, außer an die Organisatoren, an die gesamte Gruppe. Trotz des Altersunterschieds von mehreren Generationen, verlief die Woche in gepflegter und kameradschaftlicher Art. Und manch junger Spund hat gemerkt, dass er an seiner Ausdauer noch arbeiten muss. Es war zwar ein enormer Aufwand an Organisation und Logistik, auch der Preis einer solchen Unternehmung ist nicht unerheblich, doch klang es durch, dass spätestens zum 20 - jährigen so etwas wiederholt werden sollte. Ziele im Roten Meer gibt es ja genügend und Ideen sind auch schon eingegangen.


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